Montag, 4. Februar 2008

Post

Alte ebay-Weisheit: Biete nicht zum Versand an, was Du nicht verschicken kannst - und versuche nicht zu verschicken, was Du nicht verpacken kannst.

Dieser Käufer hat mich in drei Mails belatscht, doch bitte bitte Versand anzubieten - das müßte doch machbar sein - er würde auch hochbieten. Ich habe mich breitschlagen lassen und Lehrgeld bezahlt. Passiert mir nicht wieder.

So sah es vorher aus:
Das Billy-Eckregal auseinander zu bauen hat einen Abend gedauert (zusammengebaut hab ich das sicher mal in 20 Minuten oder so...). Dann suchte ich im Keller nach einem großen Karton - und fand einen Teppichrest. Liebevoll Schicht für Schicht eingewickelt. Dann zwei Umzugskartons auseinandergebastelt, so dass ich zwei lange Pappen hatte. da das in Teppich eingewickelte Regal-Puzzle hineingebettet und mit zwei Rollen Klebeband zugeklebt. Dauer: weitere zwei Abende mit mitternächtlichem Kaufland-Besuch, um Klebeband und Paketschnur nachzukaufen. Und um die Erfahrung reicher, dass man sich an Pappe fies schneiden kann - zwei Finger, ein Fingerknöchel - und die Pulsader knapp verfehlt.

Als es fertig vor mir liegt, messe ich nochmal aus - 117 cm lang - mustergültig! Und... 61 cm breit. MIST!!! Naja - die werden es schon nicht so eng sehen...

Dann der eigentliche Drahtseilakt - wie kommt das etwa 25 kg schwere Paket in mein Auto? Richtig. Ich trage es runter. Ich. Ganz allein. Dass das normal nicht klappen konnte, wußte ich (das war vorgestern, und ich habe heute auch Muskelkater). Kluge Idee, so dachte ich, war folgende: Zwei Paketbänder locker drumwickeln, fest verknoten und Griffe aus zusammengerollten leeren Klorollen umwickelt mit Paketklebeband basteln. Gesagt, getan. Das Anheben (mit gepolsterten Handschuhen) ging sogar. Nur das dünne Paketband hat sich natürlich duch die Pappe an den Ecken geschnitten.

Egal - irgendwann war ich damit unten und habe unter ganzem Körpereinsatz (diverse Hämatome an den Oberschenkeln und Knien) das Ding in mein Auto gewuchtet.

Heute ging es dann zur Post.
Mir graute ein wenig vor dem Weg vom Parkplatz bis rein. Brauchte es nicht. Ich ging erstmal rein und brachte einen Brief weg und besorgte Paket- und Päckchen-Aufkleber für die beiden Kleinteile, die ich ebenfalls im Auto hatte (Motorradhelm und -schuhe). Und fragte, ob es einen anderen Weg gäbe als 200 Meter weit tragen. Und wie schlimm es wäre, dass es 61 cm breit sei. Ja - ich weiß, wer viel fragt, kriegt viele Antworten. Aber lieber weiß ich vorher, dass sie sich halt doch anstellen damit, als ich schleppe das Ding rein und darf damit wieder rausgehen. Nun ja. Es gab zum einen keinen anderen Weg, zum zweiten nehmen die da nur Pakete bis 20 kg an - und 61 cm ist nunmal auch außerhalb der Grenzen des erlaubten - das bietet die Post nicht an. Ich muß wohl hinreichend verzweifelt ausgesehen haben - denn der Postler, der mir so schön dargelegt hatte, dass es halt Regeln und Grenzen gäbe und 61 cm nunmal halt zu breit ist, nahm meine Quittung, drehte sie um und malte eine Skizze auf, die besagen sollte, wie ich von der Post zur Großpakete-Annahme komme. Man darf mich ruhig loben - ich habe es nach dieser Skizze gefunden, obwohl ich mich da nicht auskenne. Und es war nicht so einfach, wie es hier aussieht:

Da ging das Drama weiter. Ich wußte schon, dass ich eine Paketmarke für 31,50 kg brauche. Kostenpunkt 13,90. Ich ging also erstmal an den Schalter, um zu fragen, ob man sich da einfach so eins von den Frachtwägelchen nehmen kann (die übrigens etwa so leicht zu schieben sind wie ein vollbeladener Ikea-Einkaufswagen...). Den Dialog gebe ich mal so wieder, wie ich mich daran erinnere:

Postmensch: Guten Tag
Ich: Hallo. Ich habe ein sehr großes, sehr schweres Paket im Kofferraum, kann ich mir so einen Rollwagen nehmen um das Teil hier reinzukriegen?
Postmensch (legt schweigend den Kopf schief und sagt schließlich mit bekümmerter Stimme): Ja, also... wenn sie den da hinterher wieder abstellen...?
Ich: Ja, sicher.
Postmensch: Wie schwer ist das denn?
Ich (dachte schon, der will mir tragen helfen...): so 25 kg etwa
Postmensch: Dann geht das sowieso nicht.
Ich (Herz auf einmal in der Hose): Wieso nicht?
Postmensch: Höchstgrenze 20 kg.
Ich (aufkommende Panik): Aber... ich dachte bis 31,5 kg?
Postmensch: Ja... da müssen Sie ja erstmal eine Marke kaufen!
Ich: ja, das weiß ich?
Postmensch: Ja, da müssen Sie ja erstmal abwarten, ob wir so eine da haben, da kann man ja nicht die normalen Paketmarken nehmen. Und wenn wir keine hier haben, geht das nicht.
Ich: Haben Sie denn sowas da?
Postmensch: Ja... da muss ich mal nachsehen. (macht eine Tür auf, guckt um die Ecke) Ja, haben noch welche.
Ich (schwerstens erleichtert) okay?
Postmensch: ja... aber da müssen Sie erstmal 13,90 Euro auf den Tisch legen.
Ich lege 20 Euro auf den Tisch.
Bekam mein Wechselgeld und ging etwas verwundert raus mit der frisch erworbenen Paketmarke bis 31,5 kg.
Und der Belehrung, dass auf alle vier Seiten (außer oben und unten also) so ein "31,5 kg"-Aufkleberstreifen muss.
Nach einem akrobatischen Akt in meinem Kofferaum (ich muss ein belustigender Anblick gewesen sein) saßen die Aufkleber an ihrem Platz. Der Paket-Schiebewagen stand brav wartend neben meinem Auto. Ich zog und zerrte, bis ich die beiden kleinen Pakete befreit hatte und fluchte in mich hinein, weil sich das große danch überhaupt nicht rühren wollte. Es lag aber immerhin schon mit einer Kante auf dem Rand des Kofferraums.Dann stieß ich mir heftig die Stirn an der Hutablage und überlegte kurfristig, mal zu testen, wer stärker ist, das Paket oder meine Kofferraumhaube, wenn ich sie mal kräftig draufknalle.
Grade als eine Wutträne sich Ihren Weg bahnen wollte, weil lauter muskelbepackte Männer einfach an mir vorbei und in die Paketannahme liefen, sah mich ein netter Mensch vor meinem Kofferraum stehen, sagt "warten sie" und hob das Paket einfach mit einer einzigen Bewegung aus dem Kofferraum auf den Schiebewagen. Ich wußte kaum, was ich sagen sollte, außer einem erleichterten "Danke".
Dann schob ich hinter ihm und seinem Wagen her in die Annahme. Ich eierte mit dem schweren Wagen rum, der in jede Richtung wollte, nur nicht in meine - und sagte, als er sich nochmal umdrehte, entschuldigend "ich hab so ein Ding noch nie gesteuert" - er lachte und meinte "dafür machen Sie das sehr gut" und hielt mir die letzte Tür auf.

Mein einziger Gedanke war dann "wie krieg ich das Ding nun auf die Waage, und was, wenn der Postler nachmißt?" - aber der Abend wurde noch schön: Der zweite Postmensch war nämlich netter als der erste in diesem Laden. "Wie groß? 120 mal 60?" fragte er. "Ja" sagte ich und hoffte, nicht rot zu werden. Und dann durfte ich bezahlen und einfach gehen und das Paket auf dem Wagen einfach so da stehenlassen :-)

Ich fühlte mich so leicht und frei, als ich rausging :)

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